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BeitragVerfasst: 09.06.2007, 13:15 
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Goldschatz
Goldschatz
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Porenbildung in opaken Emails.

Vor Kurzem wurde ich wieder einmal auf dieses Thema angesprochen. Da ich selbst keine schlüssige Antwort hatte, habe ich mit einem Glas/Emailchemiker gesprochen. Hier seine Antwort.

„Das die Porenbildung in opaken Emails deutlich stärker ist als in Transparenten hat folgende Ursache:
Transparente Emails werden bei höherer Temperatur und längeren Schmelzzeiten als opake E’s hergestellt. Dagegen erfolgt die Herstellung opaker Emails sowohl bei niedriger Temperatur als auch in kürzerer Zeit.. Wegen der niedrigeren Temperaturen und der kürzeren Schmelzzeiten können in opaken Emails etwas mehr Kohlenstoff-, Fluor- oder Stickstoff-Verbindungen gelöst bleiben, die dann beim Erkalten in der Emailmasse eingeschlossen werden.. Beim späteren Aufschmelzen der Emails in der Werkstatt zersetzen sich diese Verbindungen und bilden Gase die für die unerwünschten Poren verantwortlich sind“


Das deckt sich mit der Erfahrung, dass beim Aufschmelzen größerer opaker Emailmengen, (ab etwa 300-400 cm2 Oberfläche) häufig ein etwas stechender Geruch entsteht. Auch die Gelbfärbung oberhalb der Muffelöffnung viel gebrauchter Öfen spricht für die Gasfreisetzung.

Die in den meisten Emailbüchern vertretene Ansicht, dass die Porenbildung auf Wassereinschlüsse beim Nassauftrag zurückzuführen ist, ist m. E. fragwürdig. (Wird häufig einfach von Buch zu Buch abgeschrieben!!!!) Zum einen dürfte dann kein Unterschied in der Porenhäufigkeit zwischen opaken und transparenten E’s sein, zum anderen verdampft das Wasser mit Sicherheit weit eher, als dass die Oberfläche des E’s schmilzt und sich so verdichtet, dass der Wasserdampf nicht mehr entweichen kann.
Allerdings können sich beim Nassauftrag von Email dann Hohlräume (Poren) bilden, wenn man mit Klebern, die zur Entspannung des Wasser Tenside enthalten arbeitet, oder wenn man dem Wasser, das dem Ansetzen des Nassemails dient, solche entspannenden Mittel zusetzt. (Tenside sind z. B. in Haushaltsspülmitteln enthalten und jeder weiß, dass man damit wunderschöne, stabile Seifenblasen machen kann.) Bilden sich solche „Seifenblasen“ beim Eintragen von nassem Email, werden sie beim Trocknen und Brennen des Emails weitgehend erhalten bleiben und sich nach dem Schleifen als Poren zeigen. Diese Art der Porenbildung kann natürlich auch bei transparenten E’s auftreten. Diese „Seifenblasen" lassen sich aber aus dem noch nassen Emailauftrag austreiben, wenn man seitlich an das Werkstück klopft, oder aber, z. B. mit der Grifffläche einer Pinzette, an einer Seite des Werkstücks entlang ribbelt. Durch die Vibration werden die Blasen nach oben gedrängt und lassen sich mit einer Nadel oder dergl. zerstören. Das Klopfen/Ribbeln sollte man 2-3 mal wiederholen.

Kaschieren der Poren

Poren im Email werden meist erst sichtbar, wenn die Emailoberfläche geschliffen wird. Leider hilft das oft empfohlene Ausschleifen, neu mit Email Befüllen und Brennen nicht immer. Meist erscheinen nach dem Brennen neue Poren, oder zumindest leichte, in der glanzgebrannten Oberfläche deutlich sichtbare, unschöne Krater. Hier einige Tricks um Poren in geschliffenen Emailoberflächen zu maskieren.
1) Etwas neutralfarbenes Wachs aufschmelzen und mit möglichst fein gemahlenem Email der gewünschten Farbe vermischen. Diese Mischung in die Poren der leicht angewärmten Emailoberfläche kräftig einreiben. Anschließend die ganze Oberfläche mit neutralfarbenem Wachs einreiben und polieren. Diese Methode eignet sich nur für Werkstücke, die später nicht mehr erwärmt oder sonst wie mechanisch beansprucht werden.
2) Die etwas bessere und beständigere Methode. Sehr feines Emailpulver der gewünschten Farbe mit Zweikomponentenkleber, z. B. UHU-plus vermischen. Das Mischungsverhältnis muss man ausprobieren. 50:50 arbeitet aber gut. Poren mit dieser Mixtur sorgfältig füllen. Dabei über den Poren einen kleinen „Hügel“ stehen lassen. Das Ganze sorgfältig aushärten. Danach mit sehr feinem Schleifpapier (800-1000 oder feiner) nass abschleifen. Oberfläche mit Wachs einreiben und polieren.

Vermindern/Verhindern der Porenbildung

Die Beste Methode ist natürlich schon im Vorfeld zu verhindern, dass Poren entstehen. Hier gibt es mehrere Möglichkeiten.
1) Transparente Emails nur in Granulat oder Stücken kaufen und diese erst kurz vor dem Gebrauch mörsern. Das erscheint zunächst etwas mühsam. Aber der Erfolg rechtfertigt diese Mehrarbeit.
2) Das Email nicht so staubfein wie die kommerziell gemahlenen Emails zerkleinern!! Die Körnung sollte etwa feinem Zucker entsprechen. Wie man zeitsparend und kräfteschonend mörsert erfahren Sie unter diesem Link: http://www.emailkunst.de/moersern.htm
3) Beim Nasseintrag ist es dann natürlich wichtig den noch nassen Emailauftrag kräftig zu ribbeln um eventuell eingeschlossene Luftbläschen an die Oberfläche zu treiben. Danach gründlich trocknen und brennen. Werden trotzdem beim Schleifen Poren sichtbar, die Emailoberfläche unter fließendem Wasser und mit einer harten (Nagel)-bürste gründlich reinigen. Wurde mit Karborundpapier geschliffen, müssen die Poren vor dem Reinigen etwas ausgeschliffen werden, da sich bei diesen Schleifpapieren der Schleifstaub in den Poren festsetzen kann. Schleift man mit diamantbestückten Papieren/Werkzeugen, genügt das gründliche Ausbürsten unter Wasser. Danach trocknen und dann eine ganz dünne Schicht eines leicht schmelzenden, sehr klaren Fondants (z. B. Finition Fondant 619 der Cristallerie St. Paul) Link: http://www.emaux-soyer.com/ nass auftragen. Die Schicht sollte wirklich nur einen Emailkorndurchmesser dick sein. Darauf achten, dass die Poren gut gefüllt sind. Anschließend trocknen und brennen. Den Brand beobachten und das Werkstück sofort aus dem Ofen nehmen, wenn die Emailoberfläche beginnt zu spiegeln. Nach dem Auskühlen nochmals mit sehr feinem Schleifmittel (Karborund/Diamant- Papier, Pad oder Fräser mindestens 600-800 fein) abschleifen. Möglichst nur die zuletzt aufgebrannte Schicht des Überfangemails abschleifen. Schleift man tiefer besteht die Gefahr, dass sich wieder Poren zeigen!! Notfalls kann die Prozedur aber wiederholt werden. Anschließend Oberfläche mit Ceroxid erhältlich bei: http://www.homberg-und-brusius.de/ polieren. Dann das Werkstück leicht erwärmen (ACHTUNG!! Nicht auf dem Emailofen, sondern höchstens auf der Heizung oder an einem anderem warmem Ort erwärmen) und mit einem neutralfarbenen Wachs (weiße oder farblose Kerze) satt einreiben und kräftig mit dem Handballen polieren. Die Oberfläche darf sich nicht mehr klebrig anfühlen!! Es folgt noch ein kurzes Nachpolieren mit einem Woll- oder Papierküchentuch und die Emailoberfläche sollte perfekt sein.
Noch ein Tipp. Verwenden Sie zum Wachsen weder Schuh- noch Stein- oder Bodenpflegemittel. Diese Mittel enthalten oft Lanolin, dass auf der Emailoberfläche einen hässlichen Film bildet.


Der Porenbildung vorbeugen

Wie oben ausgeführt, lassen sich bei opaken Emails Poren nur sehr schwer vermeiden. Aber mit einigen Tricks und zusätzlichem Arbeitsaufwand lassen sich auch bei Opakemails porenarme Oberflächen erzielen.
Zunächst: auch hier sollte man möglichst mit frischen Emails, möglichst kürzlich aus Granulat oder Brocken selbst gemörsert, arbeiten. Zwei Gründe sprechen dafür:

a. die kommerziell gemahlenen Emails sind meist für den Streu- oder Siebauftrag sehr fein gemahlen. Siebt man feine Emails auf eine mit Haftmittel versehene Oberfläche, oder trägt man sie nass angerührt auf, besteht die Gefahr der „Hohlraumbildung“ die dann im gebrannten Email zu Poren führen kann.
b. Bei gekauften gemahlenen Emails weiß man nie, ob die E’s schon länger und womöglich schlecht gelagert wurden. Alte oder feucht aufbewahrte Emails neigen aber zu verstärkter Porenbildung. Bei wertvollen Arbeiten lohnt sich das Mörsern auf jeden Fall, da es zeitaufwändige Nacharbeiten deutlich reduziert.

Soll eine opake Emailarbeit, z. B. ein Gruben- oder Zellenschmelz zum Abschluss geschliffen werden, empfiehlt sich folgendes Vorgehen:
1) Eine nicht zu dicke Schicht des opaken Emails wie üblich nass in die Zellen/Gruben eintragen und brennen. Zellen oder Gruben keinesfalls bis „oben“ füllen!!
2) Nach dem Auskühlen entweder ein Überfang- (Finition-) Fondant oder ein mit der opaken Farbe korrespondierendes, sehr hell farbiges transparentes Email über die opaken Farben legen, trocknen und brennen. Hier verwende ich gerne die transparenten japanischen Emails, die in sehr hellen, aquarellartigen Tönen zu bekommen sind.
Man muss ein wenig experimentieren. Denn vor allem opake Rottöne vertragen das Überfangen nicht immer. Häufig werden sie schwarz. Abhilfe kann hier ein sehr helles, transparentes Rosa sein. Aber auch mit den anderen Farben muss man vor der Anwendung auf wertvollen Stücken einige Probebrände machen. Oft werden die opaken Farben, selbst wenn man sie mit einer sehr hellen Farbe der gleichen Farbgruppe nur dünn überfängt, überraschend dunkel. Außerdem besteht die Gefahr das Durchbrennens.
3) Nach dem Auftrag des Überfangs Werkstück brennen und wenn die Gruben/Zellen ausreichend gefüllt sind, das Werkstück, wie oben beschrieben, schleifen und polieren. Sollten sich Poren zeigen, kann man sie ebenso wie vorher beschrieben beseitigen oder kaschieren.

Das Überfangen opaker Emails mit Transparentemails hat nicht nur den Vorteil, dass die Gefahr des Porenaufreißens beim Schleifen vermindert wird, sondern die überfangenen E’s lassen sich auch besser Glanzbrennen. Mir persönlich gefällt allerdings eine sauber geschliffene und polierte Emailoberfläche wesentlich besser. Die Farben sind satter und die Oberfläche fühlt sich durch das Wachsen seidenweich an. Eine glanzgebrannte Emailoberfläche lässt sich nicht wachsen und ist haptisch eher stumpf. Eine ausführliche Anleitung zum Schleifen von Emailoberflächen können Sie kostenlos über die E-Mailadresse: massow@emailkunst.de an-fordern. Stichwort: Email schleifen.
e. m.
http://www.emailkunst.de


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