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 Betreff des Beitrags: Fassen von Edelsteinen - Teil 2
BeitragVerfasst: 12.08.2006, 17:04 
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Platincent
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Teil 2: Einfassen von runden Steinen in Krappenfassungen/Stotzenfassungen/Chatons


Willkommen bei unserem zweiten Teil - Fassen von Edelsteinen.
Ich gehe mal davon aus, dass die Leser dieses Teiles bereits den erfolgreich abgeschlossen haben. Wenn nicht – . Denn verschiedene Arbeitsgänge bauen auf dem auf. Daher werden auch die folgenden Teile etwas knapper ausfallen.


Wir beschäftigen und heute mit dem Fassen von Edelsteinen in Krappenfassungen, Stotzenfassungen und Chatons. Das klingt nun erst einmal nach etwas viel - ist es jedoch nicht. Im Grunde gleichen sich die Arbeiten mit den verschiedenen Fassungen sehr stark. Es gibt nur kleine Unterschiede. Der Sinn einer Krappenfassung liegt darin, dass der Stein möglichst viel Licht von der Seite bekommen soll. Einige Steine leben förmlich von dem zusätzlichen Lichteinfall. Jedoch kann man sie auch einfach aus gestalterischen Gründen verwenden. Alle diese Fassungen habe auch ihren Nachteil. Dadurch, dass sie immer hoch stehende Stotzen besitzt, können feine Stoffe an ihnen hängen bleiben. Zudem sind sie etwas Stoßempfindlich, verbiegen durch einen Stoß einige der Stotzen, so hat das den Verlust des Steines zur Folge. Des Weiteren wird die Tragebelastung auf wesentlich weniger Fläche ausgeübt, was die Abnutzung und somit das Abbrechen des oberen Teiles beschleunigt. Von der Benutzung von nur zwei Krappen bei beispielsweise in Ringen, möchte ich ganz abraten. Da man sehr schnell, unbemerkt den Stein durch seitliche Schläge auf die Kante, verlieren kann. Also immer dran Denken - stabil genug Arbeiten.


Aber zunächst sollten wir klären, was die baulichen Unterschiede zwischen den Fassungsarten sind.

Krappenfassungen:
Eine Krappenfassung ist im Grunde nur eine Form der Zargenfassung, nur mit dem Unterschied, dass der Rand der Zargenfassung unterbrochen ist und dadurch einzelne Stege entstehen. Dabei ist es egal, ob die Fassung aus zwei breiten Krappen, aus drei, viel oder weist Gott wie vielen Krappen besteht. Jedoch ist ein immer wieder kehrendes Merkmal gleich. Die Krappenfassungen sind außen meist glatt. Würde man die Zwischenräume der Krappen auffüllen, würde die Fassung wieder einen Zylinder ergeben (zB. Bei runden Fassungen) Muss aber nicht sein, da auch dort einem die Phantasie alle Weg offen läst.

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Stotzenfassungen:
Eine Stotzenfassung besteht meist aus ein bis zwei Ösen oder dünnen Scharnierrohren, welche mit den außen liegenden Stotzen auf Abstand gehalten werden. Die Stotzen bestehen meist aus graden Runddraht oder Vierkantdraht. Jedoch setzt die Phantasie dort keine Grenzen. Es werden mindestens zwei Stotzen benötigt, die den Stein halten sollen. Die stärke der Stotzen richtet sich immer nach der Größe der Fassung und natürlich, der Größe des Steines.

Bild



Chaton:
Ein Chaton ist wohl die ausgefallenste Form der Krappenfassungen. Sie besteht meist aus sechs bis zwölft Krappen. Ihr Erscheinungsbild erinnert oft an ein Zick-Zack-Muster, zudem haben einige, wie kleine Flügel im unteren Teil der Zwischenräume.

Bild



Aber genug erzählt, kommen wir zum Fassen.
Die Werkzeuge und Materialen:

- eine Krappenfassung, Stotzenfassung oder Chaton für einen 6,0 mm Stein
- ein Zirkonia 6,0 mm
- ein Doppelkegelfräser ca. 3 mm
- eine Flachspitzzangen ohne Hieb
- ein Fasshammer (ein automatischer Hammer in Form eines Handstückes für einen Hängebohrmotor oder Mikromotors)
- eine Kitthalterung mit Griff / BenchMate u.ä.

Wir nehmen die Fassung und kitten sie ein. Bitte schön mittig, damit man sie gleichmäßig drehen kann, ohne dass sie hin und her "eiert". Zudem sollte man bei bedarf die Stotzen etwas kürzen. Die Grundregel gilt: Je länger die Stotzen, desto leichter kann man sie verbiegen.

Nun kommen wir zum schwierigen Teil. Denn die Krappen müssen eingefräßt werden. Hierzu benutzen wir einen Doppelkegelfräser. Dieser hat schon die Form, welche ein Stein im Vollschliff, an seiner Rondiste auch hat. Dies erleichtert das Fräsen und Fassen enorm.
Also kommen wir zum Fräsen. Zunächst nehmen wir den Stein und Messen aus, in welcher Höhe die Tafel zur Rondiste verläuft, das Zeichnen wir uns an der Innenseite der Stotzen an. Nun Fräsen wir jede einzelne Stotze von innen an, jedoch sollte man nicht zu tief fräsen, da man sonst den oberen Teil der Stotze abbrechen kann. Hierbei sollte eine Tiefe (je nach Materialstärke) von 2/3 bis maximal 1/2 der Materialstärke ausreichen. WICHTIG - alle Kerben müssen auf derselben Höhe liegen, da sonst der Steine keinen Halt findet, wackelt oder gar schief sitzt. Zudem kann man mit dem Fräser leicht abrutschen, wodurch der Fräser nach außen durch rutscht und die Seite und die Außenseite beschädigt. Das sieht nicht nur unschön aus, sondern schwächt auch die einzelne Stotze.

Bild Bild


Nun, nachdem die Kerben in der Fassung sind, muss der Stein ja noch in die Fassung kommen. Das ist jedoch mal wieder mit Vorsicht zu genießen. Ich habe es mal so gelernt, das man den Stein auf die obere Kante der Fassung legt, so, das die Rondist fast genau über den Kerben liegt. Nun nimmt man einen glatten und graden Gegenstand und drückt den Stein einfach, mit ein wenig Kraft, in die Stotzenfassung hinein. Der Stein rastet mit einem Klickgeräusch in die Fassung ein. Sollte der Stein nun in der Fassung fackeln, muss man ihn wieder heraus nehmen und die Krappen alle regelmäßig etwas zusammen Biegen. Aber nur einen Hauch. Wir sprechen hier von Zehnteln, und nicht von Millimetern! Dann das ganze noch mal.

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Aber, wir arbeiten ja nicht nur mit harten und robusten Steinen - Nein. Grade bei brüchigen Steinen wie Smaragden würde ich das nicht machen. Dieser würde die Beanspruchung keinesfalls überstehen. Also muss der Stein anders rein. In einem solchen Fall, biege ich ganz vorsichtig den oberen Teil der Stotzen etwas nach außen. Naturgemäß passiert das an der eingefräßten Kerbe. Wenn der Stein dann hinein passt, biegen wir die einzelnen Stotzen wieder vorsichtig zurück. Jedoch darf man das nicht zu oft machen, da bei jedem Biegevorgang die Wahrscheinlichkeit steigt, das die Stotze aufgrund der Materialermüdung abbricht.


Zur Sicherheit, muss der Stein nun noch etwas mehr Fixiert werden. Denn es ist ohne weiteres möglich, das er noch etwas beweglich in der Fassung liegt, oder das noch ein winziger Spalt zwischen Stotze und Stein besteht. Dieser darf nicht sein, da feine Stofffäden genau in diesem Spalt hängen bleiben könnten und somit Fäden zieht, oder wenn der Stoff sehr stabil ist, gar die Stotze aufbiegt/abbricht.

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Nun haben wir zwei Möglichkeiten:

Nachfassen mit dem Fasshammer:
Der Fasshammer ist wie ein Minihammer, der sehr kontrolliert eingesetzt werden kann. Dabei übt er je nach Drehgeschwindigkeit des Motors regelmäßige Schläge aus. Der Fasshammer hat eine kleine Schlagfläche, (welche im Übrigen immer poliert sein sollte, wir erinnern uns vielleicht an die Oberfläche die sich auf das Material überträgt :) ) welcher senkrecht auf jede einzelne Stotze aufgesetzt wird. Mit ein paar Schlägen, drückt man die Krappe dicht an den Stein. Aber Vorsicht! Man trifft den Stein auch sehr leicht - ergo - kleine Steine. :) Zudem kann zuviel Druck durch die Stotze, auch Teile des Steines Abplatzen lassen.

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Wem das zu gefährlich ist, oder keinen Fasshammer zur Hand hat, kann auch den Stein mit der Zange Nachfassen.

Nachfassen mit der Spitzflachzange:
Wir nehmen die Zange und setzen sie wie folgt an. Die eine Spitze der Zange berührt die obere Kante der Stotze (außen). Die andere Spitze der Zange wird genau gegenüber, aber an einem tieferen Punkt angesetzt. So das der Druck die Stotze in Richtung des gegenüberliegenden Punkt, jedoch nach unten treibt. Auch hier gilt. Zuviel Druck und Teile platzen ab!

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Einen dieser Vorgänge tätigen wir nun bei allen Stotzen. Wenn alles richtig gemacht wurde, sitzt der Stein nun sicher und fest in der Fassung. Mit einer Kornzange kann man nun den Sitz überprüfen. Bewegt sich nichts, können die Oberflächen der Stotzen versäubert und poliert werden. Grundsätzlich empfiehlt es sich, immer erst die Fassungen in das Schmuckstück einzulöten und dann zu Fassen. Denn das Fassen kommt immer erst zum Schluss.

Viel Spass beim Krappenabbrechen :)
goOse




Die illustrierten Fasser-Kurs-Anleitungen





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Verfasst: 12.08.2006, 17:04 


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BeitragVerfasst: 18.11.2006, 00:20 
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Silberstaub
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Registriert: 01.10.2006, 16:02
Beiträge: 45
Tolle Beschreibung. Besser kann man es nicht erklären. Ich werd´die Seite gerne in unserem Goldschmiedekurs weiterempfehlen.

:top: :top: :top: :top: :top: :top: :top: :top:

Sabine


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BeitragVerfasst: 18.11.2006, 14:14 
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Platincent
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Danke für die Blumen

Grüße
goOse


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 Betreff des Beitrags: Re: Fassen von Edelsteinen - Teil 2
BeitragVerfasst: 20.09.2016, 11:32 
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Goldschmiedemeister
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Registriert: 05.12.2005, 21:39
Beiträge: 3070
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Die Auftragsanfrage für einen Siegelring habe ich abgetrennt und hierhin verschoben.
94464514nx1490/reparatur-umarbeitung--und-amp-instandhaltung-von-schmuck-f65/krappenring-mit-einem-siegelstein-besetzen-t4350.html

_________________
von: Heinrich Butschal
--
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