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  Betreff des Beitrags:  Leuchtende Goldtöne und fragile Transparenz  Mit Zitat antworten
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KABINETTSCHRANK, DANZIG 1724


Leuchtende Goldtöne
und fragile Transparenz

TEXT HELGA HÖGL FOTO KUNSTHISTORISCHES MUSEUM WIEN

SPÄTESTENS SEIT DEN SENSATIONELLEN BILDERN DES
RESTAURIERTEN BERNSTEIN-ZIMMERS IN ST. PETERSBURG WÄCHST DAS INTERESSE
AN DIESEM HERRLICHEN SCHMUCK-MATERIAL, DAS – WIE DIE SCHAUMGEKRÖNTE
VENUS – AUS DEM MEER STEIGT.



Eine Vielzahl von Legenden rankt sich um die Herkunft dieses fossilen Harzes, das als „Gold des Meeres“ bis in das ausgehende 18. Jahrhundert hoch geschätzt war. Nicht nur kam es dem Schmuckbedürfnis vieler Kulturbereiche entgegen, sondern die Bernstein-Amulette sollten gegen finstere Mächte und Krankheiten schützen. Der Glaube an die magische Kraft dieses Steines, die Böses abwenden konnte, führte dazu, daß Gladiatoren Bernsteinbrocken als Glücksbringer mit in die Arena genommen haben. Auch heute, im Bereich der Esoterik, schreibt man Bernstein zumindest positive, wenn nicht magische Kräfte zu und viele Babys und Kleinkinder tragen zarte Bernstein-Kettchen, um vor Krankheiten geschützt zu sein.


SECHSSEITIGE SCHALE MIT
HANDHABEN, KÖNIGSBERG UM 1660.

Die Römer schätzen Bernstein auch wegen seiner Heilwirkung und der feine Bernstein-Staub wurde als Medikament verwendet. Seit wann die Bernsteinstraße existiert, entzieht sich unserer Kenntnis, doch schon lange vor den Römern wurde entlang des alten Verkehrsweges zwischen dem Baltikum, Mitteleuropa und Italien Handel betrieben. In die Zeit des römischen Kaiserreiches, insbesondere in das 1. und 2. Jh. n. Chr., fällt die größte Popularität von Bernstein. Große Mengen von Bernstein begannen nach Aquilea zu fließen, woraus dortige Künstler wahre Wunder hervorzaubern konnten und diese oberitalienische Stadt entwickelte sich als Zentrum der Bernsteinverarbeitung.


SEGELSCHIFF, KÖNIGSBERG,
FRÜHES 17.JAHRHUNDERT

Jedoch, mit der Völkerwanderung nach Beendigung des römischen Reiches, verschwanden viele kulturelle Errungenschaften und erst im Mittelalter wurde Bernstein wieder bekannt und geschätzt. Die traditionell im Ostseeraum betriebene Bernsteinbearbeitung erlebte ihre Wiedergeburt an der Küste und vor allem Danzig begann eine führende Rolle in der Produktion einzunehmen. Der barocke Hang zum Reichtum und Effekten fand ihren vollen Ausdruck in der Kombination verschiedener Materialien und in ihrer farblichen Gegenüberstellung. Unterlegte man noch Bernstein-Platten mit einer Goldfolie, wurde zusätzlich ein glänzender Effekt erzielt. Wunderbare Werke der Bernsteinkunst wie Schatullen, Reliquienschränke, Eßgeschirr, kleine Altäre, Schachspiele und Pokale verließen Danzig und Königsberg als Geschenke für Zaren, Kaiser und Könige.

Diese Kostbarkeiten wurden an den Königshöfen ausgestellt und in den Kunstkammern aufbewahrt.


THRONENDE MADONNA,
NORDOSTDEUTSCH, UM 1400

Ehrengeschenke als politisches Instrument waren bereits in der Antike und im Mittelalter – besonders am kaiserlichen Hof in Byzanz – weit verbreitet, wobei sich der Wert des jeweiligen Geschenks für gewöhnlich nach dem Rang des Beschenkten richtete. Der hohe Stellenwert, der den Kunstwerken aus Bernstein in der preußischen Geschenksdiplomatie zukam, läßt sich exemplarisch an zwei Arbeiten des Kunsthistorischen Museums in Wien belegen, die als Eckpfeiler in der Ausstellung „Bernstein für Thron und Altar“ zu sehen sind: der Thronsessel mit Bernsteinauflagen sowie der fast zwei Meter hohe Bernsteinaltar aus der kaiserlichen Schatzkammer gelangten beide als klug gewählte Präsente an den Habsburger Kaiser Leopold I.

Nie zuvor war in einer Ausstellung eine solch große Anzahl von Bernsteinarbeiten wie hier in Wien vereint. Die gezeigten Objekte datieren vom Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert und sind von ausgesuchter Qualität und Provenienz. Die extreme Fragilität der Sammlerstücke und die durch die Zeitläufte ohnedies stark dezimierten Bernsteinbestände der bedeutenden Kunstkammern Europas mochten bisher vielleicht hinderlich gewesen sein, die seit dem 13. Jahrhundert hoch geschätzten Objekte in den Mittelpunkt des Interesses zu rücken.


ZEHNSEITIGE SCHALE,
KÖNIGSBERG UM 1620.

Besonders hervorzuheben ist ein kleiner zweitüriger Kabinettschrank aus Bernstein, der sogar datiert und signiert ist. Der Meister Johann George Zernebach hat in Danzig im Jahr 1724 dieses erlesene Möbel hergestellt. Es stellt vermutlich eine Auftragsarbeit für den preußischen Hof, möglicherweise für Friedrich Wilhelm I. dar, und war sicherlich als Diplomatengeschenk gedacht. Ebenfalls aus Danzig stammt das Altärchen mit der Schmerzhaften Muttergottes, wobei die aufwändige Bernsteinverarbeitung mit Elfenbein kombiniert wurde. Wie lichtdurchlässig dünne Bernsteinplatten sein können, zeigt die sechsseitige Schale mit Griff. Hier braucht man den Vergleich mit kostbaren Goldgefäßen nicht zu scheuen. Alle Seiten dieser Schale sind mit geschnittenen Ornamenten geschmückt und so liegt die Vermutung nahe, dass diese Schale als diplomatisches Geschenk des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm an den Kaiserhof in Wien gelangt ist. Aus Königsberg kommt die ungewöhnlich große Schale aus dem frühen 17.Jahrhundert. Hier zeigt sich eine neue Technik, wobei dünn geschliffene Bernsteinplatten durch Erhitzen geformt und in Nut- und Federtechnik miteinander verbunden wurden. Daher konnte man nun lichtdurchlässige Objekte von bis dahin ungeahnter Größe herstellen, in die Hand nehmen, drehen und gegen das Licht halten, um sich so an der Schönheit des Materials und seiner kunstvollen Bearbeitung zu erfreuen.

Noch viele weitere Kunstobjekte aus Bernstein füllen die Vitrinen dieser Präsentation „Bernstein für Thron und Altar“, die die Beliebtheit des kostbaren, äußerst fragilen Materials an den europäischen Fürstenhöfen bezeugt.


ALTE GEISTLICHE UND WELTLICHE
SCHATZKAMMER, HOFBURG,
WIEN 1. – 2 9 . JANUAR 2006,
TÄGLICH AUSSER DIENSTAG 10 – 18 UHR.
TEL. 0 0 4 3 / 1 / 5 2 5 2 4 - 4 0 4



.
Beitrag Verfasst: 12.01.2006, 17:01

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