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verfärbungen am silberring!! hilfe!!!
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Autor:  Claudia [ 03.02.2007, 15:43 ]
Betreff des Beitrags:  verfärbungen am silberring!! hilfe!!!

Hallo Ihr Lieben,

ich hab ein großes problem und hoffe ihr könnt mir helfen!

ich habe ja mittlerweile schon einige silberringe gefertigt... und jedesmal taucht das gleiche problem auf.

nachdem ich den ring gelötet habe, lege ich ihn meistens (nich immer) in alaun-beize.. danach fange ich an,ihn zu schmirgeln und polieren... und wenn ich dann am ende bin tauchen plötzlich verfärbungen auf!!?
die ziehen sich oben auf der ringoberfläche längs rum, und auch an der innenseite. die sind so bläulich oder leicht lila.

meistens mattiere ich die ringe... da polier ich die über und nach dem mattieren sieht man das nicht mehr, aber bei einem hochglanzpolierten ring sieht man es extrem!

das kommt sicher vom erhitzen des rings beim löten,oder?

was ist das???? könt ihr mir helfen bzw. sagen, wie ich dem entgegenwirken kann?

und wenn ich die ringe mit anderen "nicht-selbstgemachten" ringen vergleiche, hab ich das gefühl, dass die alle n "goldschimmer" haben, also nicht so silbrig glänzen wie die anderen!!???

liebe grüße

die claudia

Autor:  Anzeige [ 03.02.2007, 15:43 ]
Betreff des Beitrags: 


Autor:  Edmund [ 03.02.2007, 17:10 ]
Betreff des Beitrags:  Verfärbung am Silberring

Hallo Claudia,

vermutlich handelt es sich bei diesen Verfärbungen um Silbercarbid. Silbercarbid entsteht, wenn man legiertes Silber zu hoch erhitzt, oder auch, wenn man das noch glühende Silber in Spiritus abschreckt!! Ist durch Polieren so gut wie nicht zu entfernen, da es wesentlich härter ist als das umgebende Silber. Da hilft nur gründliches Feilen, Schmirgeln und dann erst Polieren.
Edmund

Autor:  Claudia [ 03.02.2007, 19:26 ]
Betreff des Beitrags: 

danke für die schnelle antwort!

aber was mache ich denn falsch...?is das bei jedem so??? ich hab ganz normales silber (935er) von karl fischer und ich löte das ganz normal, wie jeder es tut...das kann ich doch nicht "kälter" löten!?

und nach dem löten geb ich den ring direkt in kaltes wasser!ist das falsch?

liebe grüße

die claudia

Autor:  Edmund [ 04.02.2007, 11:25 ]
Betreff des Beitrags:  Verfärbung

Hallo Claudia,

nein, Du machst soweit alles richtig und am Silber liegt es auch nicht! Silbercarbid kann sich bei jeder Silberlegierung bilden. Silbercarbid bildet sich vornehmlich wenn man:

1) das Werkstück zu stark erhitzt. Vor allem örtliche Überhitzung muß man vermeiden.
2) zu lange glüht oder lötet. Lötbrenner sofort wegnehmen, wenn das Lot geflossen ist.
3) das Silber der reduzierenden Flamme (also im Lötbrenner dem blauen Flammkegel) aussetzt. Flamme immer so führen, das der "blaue Kegel" die Silberoberfläche nicht berührt.

Was Du noch versuchen kannst ist das Werkstück etwas großzügiger mit Flußmittel zu versehen. Das Flußmittel kann auch der Bildung von Silbercarbid vorbeugen.

Vielleicht weiß noch jemand Rat?

Einen schönen Sonntag

Edmund
http://www.emailkunst.de

Autor:  Claudia [ 04.02.2007, 11:29 ]
Betreff des Beitrags: 

Hallo Edmund,

vielen Dank für die Tips! Ich habe den Ring gestern dann nochmal komplett neu poliert,bis alle Verfärbungen weg waren. Werde dann beim nächsten Ring Deine Tips beachten!

Wünsche noch einen schönen Sonntag!

liebe grüße

die Claudia

Autor:  Edmund [ 04.02.2007, 11:36 ]
Betreff des Beitrags:  Verfärbung

Hallo Claudia,

prima wenn alles wieder o. k. ist.

Da Silbercarbid auch "Blausilber" genannt wird, habe ich im Net und bei Wikipedia versucht noch etwas mehr zu finden. Leider vergeblich.

Edmund

Autor:  f-ank [ 08.02.2007, 21:54 ]
Betreff des Beitrags:  extra beitrag über blausilber

bezüglich werd ich demnächst (hoffentlich morgen) mal nen extra beitrag schreiben, da wie ich sehe, sehr viele leute damit probleme haben.
Hab bloß momentan nicht allzu viel zeit.

Autor:  Erhard Brepohl [ 24.04.2007, 23:52 ]
Betreff des Beitrags: 

Liebe Claudia, lieber Edmund,
durch Zufall kam ich erst jetzt auf Ihre Diskussion. Da ich annehme, dass dieses Problem durchaus von allgemeinen Interesse ist, möchte ich mich helfend einmischen.
Silbercarbid gibt es nicht! Es würde mich interessieren woher Edmund diese Information hat.
Gäbe es diese Verbindung, müssten die von Claudia erwähnten Schäden ganz besonders bei Feinsilber auftreten.
Lieber Edmund, das ist nicht so schlimm: Der prominente Kunsthistoriker Marc Rosenberg und der berühmte Prof. Elisabeth Treskow wollten in den 1920er Jahren das Verfahren der Granulation auf die Beschichtung der Granalien mit Goldcarbid zurückführen und Generationen von Experten haben diesen Unsinn jahrzehntelang abgeschrieben. Dummerweise ist aber auch das Gold resistent gegen Kohlenstoff!

Claudia hat ganz trefflich das beschrieben, was die Goldschmiede "Blausilber" nennen. Ich kenne das seit meiner Lehrzeit, und ich weiss ein einziges sicheres Mittel dagegen: Den Ring auf den Amboss legen, wütend mit einem kräftigen Hammer draufschlagen, mit Zusatz von etwas Salpeter abtreibend einschmelzen und den Ring nochmal neu anfertigen!
Alles Schmirgeln, Schleifen, Polieren ist sinnlose Zeitverschwendung!

Das Kupfer ist schuld! Reines Kupfer bildet beim Glühen an der Oberfläche schwarzes Kupfer(II)-oxid und rotes Kupfer(I)-oxid.

Genauso verhalten sich die Cu-Teile in der Ag-Cu-Legierung, während das Edelmetall Ag bei Erwärmen seine silberweisse Farbe nicht verändert.

Wenn bei der Montage eines 925Ag-Rings immer wieder gelötet werden muss, entsteht an der Oberfläche eine Schutzschicht aus schwarzem Cu(II)-oxid und Lötmittelglasur, mit der weitere Sauerstoffdiffusion verhindert wird.

Aus unbegreiflichen Gründen hat sich in den Werkstätten die Praxis durchgesetzt, das Werkstück nach jeder Lötung in Beize, Spiritus oder Wasser abzulöschen. Vielleicht will man den natürlichen Abkühlungsprozess nicht abwarten.

Dadurch wird das Kupferoxid herausgelöst, die Glasur des Lötmittels entfernt. Bei der nächsten Erwärmung liegen die Ag-Teile frei, und Silber kann in der Hitze sehr grosse Sauerestoffmengen binden, die bei Abkühlung spontan abgegeben werden. In unserem Fall leiten die Silberteile den Sauerstoff an die tieferen Cu-Teile weiter. Unter einer dünnen Feinsilberoberfläche breitet sich eine CuO-Fläche aus. Und genau auf diese Fläche ist Claudia bei der Nachbehandlung gestossen.

Ich hatte einen Broschhaken auf die Feinsilberschicht über eine solchen "Blausilberzone" gelötet. Nach einigen Tagen kam der Kunde in das Geschäft meines Vaters und Lehrmeisters zurück. Die Lötung war ganz stabil - aber die dünne Feinsilberschicht hatte sich vom Untergrund gelöst.

Autor:  Claudia [ 25.04.2007, 07:00 ]
Betreff des Beitrags: 

Lieber Erhard,

danke für die durchaus interessante ausführung! das ist wirklich furchtbar mit dem blausilber. manchmal tritt es rings um den ganzen ring auf und manchmal nur fleckenweise.
du hast geschrieben, jegliche polierversuche wären sinnlos!? ich hab das gefühl, dass diese schicht nur recht dünn ist..ich schmirgel dann den ring mit 1500 (manchmal noch etwas gröber), danach mit 8000 (danach ist diese häßliche schicht verschwunden)und dann mit 12000 und am ende mit polierpaste und dann kann ich mich drin spiegeln!... bisher ist diese schicht auch nicht wieder zurückgekommen!? ....
kann man denn diese schicht nicht reduzieren, oder gar vermeiden? evtl, wenn ich den ring nach dem löten nicht in kaltem wasser ablösche,sondern an der luft auskühlen lasse!??

liebe grüße
die claudia

Autor:  Erhard Brepohl [ 25.04.2007, 14:55 ]
Betreff des Beitrags: 

Liebe Claudia,

ich bin ja ganz erstaunt, dass Sie so schnell auf meine Anmerkungen antworten!
Ihre Beobachtungen sind sehr gut beschrieben. Tatsächlich befinden sich die Oxidschichten dicht unter der Oberfläche, und wenn man das darüber befindliche Material abträgt und schliesslich auch die Oxidschicht selbst entfernt, ist das Übel dauerhaft beseitigt. Leider wird dadurch die Gestaltung des Schmuckstücks meist derartig verändert, dass es nicht mehr dem ursprünglichen Entwurf entspricht.
Ich hatte ja bereits geschrieben, dass die Entstehung des Blausilbers vermeidbar ist und dass Sie irgendwelche Fehler bei der Wärmebehandlung machen. Da ich nicht zusehen kann, wenn Sie das Werkstück löten, kann ich keine konkrete Hinweise geben. Ich vermute aber, dass es am Ablöschen nach dem Löten liegt.
Deshalb rate ich Ihnen nochmals: Nach jedem Löten und Glühen das Werkstück an der Luft abkühlen lassen, die Glasur des Lötmittels stehen lassen und dann nur die Stelle freischaben, wo die nächste Lötung erfolgen soll. Erst wenn alle Lötungen fertig sind, das Werkstück "aus dem Feuer" kommt, in verdünnter Schwelsäure beizen.
Versuchen Sie es mal auf diese Weise.

Mit besten Grüssen

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