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Email Hochglanzoberfläche beim Grubenschmelz
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Autor:  art-ist [ 04.06.2007, 16:07 ]
Betreff des Beitrags:  Email Hochglanzoberfläche beim Grubenschmelz

Liebe Kolleginnen und Kollegen des Forums

Das Thema Email lässt mich nicht los. Ich habe schon viele nützliche Tips und wertvolle Bedienungsanleitungen auf dieser Seite gefunden, sodass sich meine Arbeiten auch ständig verbessern. Mit dem Können steigen auch meine Ansprüche an die Qualität der Arbeiten. Ihr dürft davon ausgehen, dass ich diese Seite gründlich studiert habe, aber trotzdem hapert es noch in der Praxis bei der Herstellung von ebenen, perfekt spiegelnden und glänzenden Oberflächen. Hierzu ein paar meiner Beobachtungen und ganz konkrete Fragen (Fotos siehe unten):

1. Ich habe bisher für die Herstellung solcher Flächen mit Transparentemail bessere Erfahrungen gemacht als mit Opakemail. Ist diese Aussage generalisierbar?
2. Ich habe keinerlei Schleifmaschinen. Nach meinem letzten Nassschliff mit 600-er Schleifpapier und trotz der so erzielten ebenen Fläche beobachte ich nach dem so gewünschten 'Schlussbrand' bei ca. 820 Grad C an einigen Stellen leichte Vertiefungen und an anderen leichte Aufwölbungen. Auch habe ich den Eindruck, dass beim Nachbrennen eher wieder Löcher und Krater entstehen, als beim ersten Brand (hierbei wurde das Email auch feucht mit Tragant als Bindemittel aufgetragen):
2.1. Kann eventuell Restfeuchte nach dem Nassschleifen die Oberflächenstörungen verursachen? Ich trockne i.d.R. nur auf dem Ofen vor bei ca. 60 Grad C für ca. 2 Stunden.
2.1.1. Wenn ich besser trocknen sollte, könnt Ihr mir mit Euren Erfahrungen Empfehlungen zur Temperatur und Dauer geben?
2.2. Schliesse ich allfällig vorhandene Restfeuchte durch das direkte Einbringen des Objektes in einen 800 Grad warmen Ofen vielleicht sogar noch ein, weil die Oberfläche zuerst schmilzt?
2.3. Sollte ich das Schlussbrennen prinzipiell kürzer machen als die vorherigen Brände (im Schnitt 3 Minuten)? ...., so, dass nur die Oberfläche 'versiegelt' wird? ... falls meine Hypothese überhaupt sinnvoll sein kann. Welche Temperatur empfehlt ihr?
2.4. Sollte ich den Schlussbrand besser mit der Konteremailseite nach oben machen?
3. Habt Ihr schon mal erlebt, dass Euch bereits früher geschmolzenes Email im Ofen bei höherer Temperatur von dem Stück abgetropft ist? Ab welcher Temperatur besteht diese Gefahr?

......

Vielleicht liege ich mit all meinen Vermutungen komplett falsch, dann lese ich natürlich auch gerne Eure ergänzenden Bemerkungen. Vielen Dank schon jetzt!
Liebe Grüsse
art-ist




Autor:  Anzeige [ 04.06.2007, 16:07 ]
Betreff des Beitrags: 


Autor:  art-ist [ 04.06.2007, 16:21 ]
Betreff des Beitrags:  Email Hochglanzoberfläche beim Grubenschmelz

Sorry,
die Bilder sind viel zu gross geraten :shock: . Finde allerdings nicht den Zugang, um die noch nachträglich zu verkleinern. Vielleicht macht es der gute Geist dieses Forums (Adminy, danke), oder er erklärt mir kurz, wo ich das ändern kann. Im Original haben die ca. 3 cm Länge bzw. Durchmesser.
Liebe Grüsse
art-ist



GEISTER Edit-Hilfe:)
Hallo Peter, eine max. Bildbreite von 795 Pixel besser 785 Pixel sollte
hier im Forum als Standart genutzt werden. Tipp's und Tricks findest u.a. .

Autor:  Heinrich Butschal [ 04.06.2007, 16:40 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Email Hochglanzoberfläche beim Grubenschmelz

art-ist hat geschrieben:
Liebe Kolleginnen und Kollegen des Forums
Das Thema Email lässt mich nicht los. Ich habe schon viele nützliche Tips und wertvolle Bedienungsanleitungen auf dieser Seite gefunden, sodass sich meine Arbeiten auch ständig verbessern. Mit dem Können steigen auch meine Ansprüche an die Qualität der Arbeiten. Ihr dürft davon ausgehen, dass ich diese Seite gründlich studiert habe, aber trotzdem hapert es noch in der Praxis bei der Herstellung von ebenen, perfekt spiegelnden und glänzenden Oberflächen. Hierzu ein paar meiner Beobachtungen und ganz konkrete Fragen (Fotos siehe unten):
1. Ich habe bisher für die Herstellung solcher Flächen mit Transparentemail bessere Erfahrungen gemacht als mit Opakemail. Ist diese Aussage generalisierbar?

Ja, meist weil keine Gasbildenden Reaktionen in Transparentemailen stattfinden.
art-ist hat geschrieben:
2. Ich habe keinerlei Schleifmaschinen. Nach meinem letzten Nassschliff mit 600-er Schleifpapier und trotz der so erzielten ebenen Fläche beobachte ich nach dem so gewünschten 'Schlussbrand' bei ca. 820 Grad C an einigen Stellen leichte Vertiefungen und an anderen leichte Aufwölbungen. Auch habe ich den Eindruck, dass beim Nachbrennen eher wieder Löcher und Krater entstehen, als beim ersten Brand (hierbei wurde das Email auch feucht mit Tragant als Bindemittel aufgetragen):
2.1. Kann eventuell Restfeuchte nach dem Nassschleifen die Oberflächenstörungen verursachen? Ich trockne i.d.R. nur auf dem Ofen vor bei ca. 60 Grad C für ca. 2 Stunden.

Das hat nichts mit Feuchtigeit zu tun, sie ist spätestens bei 380 Grad restlos entfernt. Opake emaille arbeiten gasbildend. Meist nach sehr langem Brennen verschwindet der Effekt allerdings sind mir dann einige Emaille auch verfärbt oder transparent geworden.
art-ist hat geschrieben:
2.1.1. Wenn ich besser trocknen sollte, könnt Ihr mir mit Euren Erfahrungen Empfehlungen zur Temperatur und Dauer geben?
2.2. Schliesse ich allfällig vorhandene Restfeuchte durch das direkte Einbringen des Objektes in einen 800 Grad warmen Ofen vielleicht sogar noch ein, weil die Oberfläche zuerst schmilzt?
2.3. Sollte ich das Schlussbrennen prinzipiell kürzer machen als die vorherigen Brände (im Schnitt 3 Minuten)? ...., so, dass nur die Oberfläche 'versiegelt' wird? ... falls meine Hypothese überhaupt sinnvoll sein kann. Welche Temperatur empfehlt ihr?

Genau, zum Schluß nur noch ganz kurzen Glanzbrand bei gleicher oder höherer Temperatur. Die besten und annähernd perfekten Oberflächen hat Fabergé bei seinen Emailarbeiten durch schleifen und polieren der Oberflächen erhalten. Seine Objekte sehen daher auch aus als ob sie geschliffene Kristalle wären, was sie in der Oberfläche auch sind. :-)
art-ist hat geschrieben:
2.4. Sollte ich den Schlussbrand besser mit der Konteremailseite nach oben machen?
3. Habt Ihr schon mal erlebt, dass Euch bereits früher geschmolzenes Email im Ofen bei höherer Temperatur von dem Stück abgetropft ist? Ab welcher Temperatur besteht diese Gefahr?


Klar, aber die Temperatur ist natürlich vom Email abhängig. Jedes hat einen anderen Erweichungs- und Fließpunkt.

Autor:  Ewald [ 04.06.2007, 20:35 ]
Betreff des Beitrags: 

Sehr Schöne Arbeiten!

Autor:  art-ist [ 04.06.2007, 20:47 ]
Betreff des Beitrags:  Email Hochglanzoberfläche beim Grubenschmelz

Hallo Heinrich
Zunächst herzlichen Dank für Deine Nachricht. Du lebst in einer wundeschönen Stadt. Habe 8 Jahre in München gewohnt, gearbeitet und studiert.
Noch eine Frage zu Fabergé: Sind dessen Arbeiten (fast ausnahmslos mit transparentem Email, wenn ich mich nicht täusche) also nicht schlussgebrannt sondern i.d.R. 'nur' geschliffen und poliert? Womit poliert er, damit er derartigen Glanz hinbekommt? Mit Diamantine auf Tuch?

Ich bin auf die Idee mit den Wassereinschlüssen gekommen, weil mir nach dem Schleifen die Oberfläche des (Opak)Emails wie mit Mikroporen durchsetzt vorkam. Diese Poren hätten eine Erklärung liefern können für die verzögerte Wasserfreisetzung selbst erst bei höheren Temperaturen. Natürlich ist meine Theorie hinfällig, wenn es sich bei opakem Email wie bei transparentem Email um eine geschlossene Glasmasse handelt.
Sollte ich also bei dem Schleifen und Polieren von Opakemail auch eine glatte Oberfläche erreichen können, wie dies Fabergé und Nachfolgern bei tranparentem Email gelang/ gelingt?
Schon jetzt vielen Dank für Deine Antworten.
Liebe Grüsse
Peter

Autor:  Ewald [ 04.06.2007, 22:24 ]
Betreff des Beitrags: 

Nur so nebenbei.

Ein grosteil des Emailverarbeitungsprozesses bei Faberge wurde und wird noch immer im Vakuum vollzogen.

Autor:  Edmund [ 05.06.2007, 11:11 ]
Betreff des Beitrags:  Perfekte Emailoberfläche

Hallo art-ist,

das freut mich, dass es noch emailbegeisterte Leute gibt.
Obwohl Deine Fragen weitgehend von H. B. beantwortet sind, hier noch ein paar Tipps aus meiner Werkstatt:

Wenn Du viele Grubenschmelz oder Cloisonné Arbeiten machst, solltest Du Dir die Anschaffung oder den Selbstbau einer Nassschleifmaschine überlegen. Eine solche Maschine erleichtert die Arbeiten sehr!!
Eine wirklich absolut glatte und Seidenmatt bis Seidenglanz schimmernde Oberfläche erhält man m. E. nur durch Schleifen und Polieren. Ich schleife auf der Maschine mit Diamant-Schleifpapierbändern bis zur Feinheit 800-1000. Danach poliere ich mit Ceroxid.
Ich habe vor längerer Zeit sowohl im Coburger Emailrundbrief als auch in den Magazinen „Glass on Metal“ /USA und „Stone, Glass and Enamel“/Australien einen Artikel über das Schleifen von Emails veröffentlicht. Wenn Du daran interessiert bist, kannst Du ihn bei mir kostenlos per E-Mail: massow@emailkunst.de anfordern.

Zu 1. Ja, das stimmt. H. B. hat schon geschrieben warum.
Zu 2. Leider sind leichte Vertiefungen, die natürlich im Grubenschmelz stören, nicht ganz vermeidbar. Eine leichte Abhilfe ist möglich, wenn man nach dem eigentlich letzten Schliff nochmals ganz dünn ein Finition-Fondant, (das ist ein leicht schmelzendes, sehr klar brennendes Fondant. Ich verwende Finition 619 der Firma Soyer/Frankreich) über die ganze Fläche verteilt (geht nass oder mit sieben) brennt, die dünne Fondantschicht wieder abschleift und nochmals brennt. Dabei den Brand genau beobachten und das Werkstück aus dem Ofen nehmen sobald das Email anfängt zu spiegeln. Vorsicht ist allerdings bei allen opaken Rottönen geboten, da sie beim Überfangen mit Fondant häufig schwarz werden.
An Stelle der teuren kommerziellen Binder und Klebemittel verwende ich Tapetenkleister in starker Verünnung.
Zu 2.3. Ich empfehle NIE nach Zeit zu brennen!! Besser ist es das Werkstück im Ofen zu beobachten und es herauszunehmen sobald es glatt geschmolzen ist und spiegelt. ACHTUNG!! Mit den Augen nicht zu nahe an den Ofen gehen!!!
Zu 2.4. Das ist eigentlich egal
Zu 3. Das ist wohl jedem der mit Email arbeitet schon passiert. Besonders leicht passiert es, wenn man Tombak als Trägermetall verwendet und ein solches Werkstück zum 2. oder 3. mal brennt. Aber auch bei Kupfer, Silber oder Gold kann das passieren.
Man kann keine Temperatur angeben, da die Schmelzpunkte der Emails doch stark differieren.
Wenn Du noch Fragen hast kannst Du mal meine HP durchsuchen, oder auch hier im Forum oder per E-Mail: massow@emailkunst.de Deine Fragen stellen.

Viel Erfolg
Edmund


P. S. Noch ein Tipp zur Porenbildung: Poren bilden sich oft, wenn das Emailpulver etwas überlagert ist, oder feucht gelagert wurde. Für Spitzenarbeiten sollte man seine Emails immer in Granulat oder Brocken kaufen und erst vor dem Gebrauch mörsern. Dabei sollte man die E's auch nicht so staubfein mörsern, wie sie meist angeboten werden. Eine Körnung wie feiner Zucker ist zum Verarbeiten viel besser.
e. m.

Autor:  Heinrich Butschal [ 05.06.2007, 12:52 ]
Betreff des Beitrags: 

Ewald hat geschrieben:
Nur so nebenbei.

Ein grosteil des Emailverarbeitungsprozesses bei Faberge wurde und wird noch immer im Vakuum vollzogen.

Vielleicht bei Viktor Maier, bei echten alten Faberge´s habe ich keinen Hinweis darauf finden können. Fast überall konnte ich angeschliffene Poren unter der Lupe finden sowie immer wieder mal an Ecken winzige Schleifspuren die nicht vollständig hochglanzpoliert waren.
Also deutliche Hinweise auf eine Schlußpolitur und nicht auf einen Schlußbrand.

Autor:  Edmund [ 05.06.2007, 14:24 ]
Betreff des Beitrags:  Emailoberflächen

Zitat:
Fast überall konnte ich angeschliffene Poren unter der Lupe finden sowie immer wieder mal an Ecken winzige Schleifspuren die nicht vollständig hochglanzpoliert waren.
Also deutliche Hinweise auf eine Schlußpolitur und nicht auf einen Schlußbrand.


Das kann ich für die wenigen Stücke die ich gesehen habe nur bestätigen. Ganz davon abgesehen finde ich die Schlußpolitur wesentlich schöner als den Glanzbrand. Wenn man richtig vorgeht, kann man nach dem Schleifen & Polieren eine nahezu porenfreie (zumindest mit bloßem Auge keine sichtbaren Poren), seidenglänzende Oberfläche erhalten. Da eine solche Oberfläche nicht spiegelt, sind die Farben wesentlich intensiver und wirken nicht so hart wie nach dem Glanzbrand.
Nach dem Polieren mit Ceroxid muß man die Oberfläche ganz gründlich mit einer harten Bürste (Fingernagelbürste) unter fließendem Wasser und mit etwas Seife, reinigen. (Einige Emailleure legen das Werkstück vor dem Ausbürsten noch in eine etwa 5%ige Ammoniaklösung und verwenden statt Seife ein Haushaltsspülmittel). Danach etwas mehr als handwarm machen (Vorsicht!!! nicht auf den Emailofen legen sondern bestenfalls auf die Heizung) und mit möglichst farblosem Hartwachs hauchdünn einreiben. Anschließend mit dem Handballen polieren & evtl. mit einem fuselfreien Wolltuch nachpolieren. Der warme Handballen drückt das Wachs in evtl. vorhandene Miniporen oder -riefen, das Tuch gibt den letzten Glanz.
Leider lassen sich die Oberflächen nicht sehr gut in Fotos darstellen. Aber die meisten Arbeiten in meiner Schmuck und Bildergalerie http://www.forumromanum.de/member/forum ... onsearch=1
sind geschliffen und poliert. Wenn Sie auf vorherigen Link geklickt haben, klicken Sie dann auf Galerie. Sie finden dort einige meiner Bilder, Gefäße und Schmuckarbeiten.
Edmund
http://www.emailkunst.de

Autor:  Heinrich Butschal [ 05.06.2007, 16:17 ]
Betreff des Beitrags: 

Sehr schöne Arbeiten. :-)

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