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Fragen an Goldschmiede
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Autor:  Kai [ 24.04.2012, 18:28 ]
Betreff des Beitrags:  Fragen an Goldschmiede

Hallo allerseits,
ich interessiere mich für handwerliche Fertigkeiten und habe ein paar Fachfragen an Goldschmiede bezgl. dem unten abgebildeten Armband.

1)
Wie nennt man so eine Arbeit?

2)
Wie wurde das Armband hergestellt?
Ich vermute, dass hier ein Flachprofil mit der Finne eines Hammers eingekerbt und damit gestreckt wurde, damit es sich leichter biegen lässt. Dann wurde das Profil in Windungen gebogen – ist das richtig? (vielleicht liege ich total daneben!)

3) In welcher Zeit bzw. in welcher Stilepoche waren solche Schmuckstücke in Mode? – Rokkoko oder später, vielleicht im Jugendstil? (Das vorliegende Schmuckstück ist sicher nur eine Replika)

4) Gibt es Schmuckstücke in dieser Art viele auf dem Markt oder ist so etwas eher eine Rarität?

Für die Beantwortung meiner Fragen bedanke ich mich schon herzlich im Voraus

Gruß
Kai

Bild

Autor:  Anzeige [ 24.04.2012, 18:28 ]
Betreff des Beitrags: 


Autor:  Heinrich Butschal [ 24.04.2012, 20:31 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Fragen an Goldschmiede

Das ist ein Gussteil, italienisch, stilistisch passt es in die 70er Jahre des 20sten Jahrhunderts. Sind am Verschluss Stempel zu sehen?

Autor:  Kai [ 24.04.2012, 21:41 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Fragen an Goldschmiede

Heinrich Butschal hat geschrieben:
Das ist ein Gussteil, italienisch, stilistisch passt es in die 70er Jahre des 20sten Jahrhunderts. Sind am Verschluss Stempel zu sehen?

Hallo Herr Butschal,
vielen Dank für die Hinweise.

Das Armband ist 585er Gold. Am Verschluss ist ein 585er Stempel vorhanden und noch irgend eine Prägung, die ich selbst mit starker Lupe nicht erkennen kann – vermutlich eine Art Firmenstempel. Es wiegt 44,8 Gramm.

Wir haben für das gebrauchte Armband 1.985,00 € bezahlt, Wiederbeschaffungswert lt. Expertise soll 4.900,00 € sein. Wir haben noch Rückgaberecht. Nach Ihrem Hinweis, dass das Armband ein Gussteil ist und aus Italien stammt, sind wir skeptisch, ob der gezahlte Preis nicht zu hoch war. Wie sehen Sie das?

Bei nochmaliger Ansicht stellten wir fest, dass jedes zweite Glied exakt gleich ist, was auf Guss hinweist. Das Armband wurde uns als Handarbeit und als sehr außergewöhnlich und exklusiv angepriesen. Ich war in den 70ern oft in Italien und kann mich noch daran erinnern, dass es seinerzeit sehr viele von solchen Guss-Schmuckstücken gab, welche hauptsächlich die Touristen kauften.

Herzlichen Dank und freundlichen Gruß
Kai

Autor:  Ulrich Wehpke [ 24.04.2012, 22:47 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Fragen an Goldschmiede

Man darf Guss nicht pauschal verteufeln, handelt es sich doch um eine der ältesten Techniken zur Schmuckherstellung. Um ein vernünftiges Gussteil herzustellen, ist immer ein gutes Material erforderlich. Bei "Handarbeit" ist das nicht so, da kann im Extremfall alles mögliche verarbeitet werden. Sie sollten sich das Band ansehen und sich fragen ob es ihnen gefällt. Wenn ja, untersuchen sie es nach Schäden, etwa ob die Verbindungen alle OK sind, ob das Schloss korrekt arbeitet usw. Wenn das auch klar ist, haben Sie doch ein sehr schönes Armband!

BTW: Was heute so alles als originale Handarbeiten verkauft wird, darf man nich allzu genau nehmen. Denn eine Arbeitsstunde ist sehr schnell vorbei und sie ist teuer. Wenn ein derartiges Band von A bis Z von Hand hergestellt werden sollte, braucht ein Goldschmied mit Sicherheit mehrere Wochen Arbeitszeit. Wer wollte so etwas bezahlen? Außerdem: Bei einer derart komplizierten Atbeit, die hohe Anforderungen an die Verformbarkeit des verwendeten Materials stellt, ist mir persönlich ein sauber gemachter Guss wesentlich lieber. Was nützt ein Teil, welches u U schon vor seiner Fertigstellung umfangreiche Reparaturen über sich ergehen lassen musste?

Sie haben für das Band genau 594 Euro mehr bezahlt, als der Börsenpreis für das Material beträgt. Das beinhaltet dann auch noch die gesamte Herstellung, den Handelsaufschlag und die Mehrwertsteuer. Dafür hätte ich es Ihnen nicht machen können! :)

Autor:  Heinrich Butschal [ 25.04.2012, 04:46 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Fragen an Goldschmiede

Damit ist alles gesagt. :-)

Autor:  Tilo [ 25.04.2012, 07:02 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Fragen an Goldschmiede

außer, daß der Wiederbeschaffungspreis schon arg hoch angesetzt ist, wie ich finde
ich würde den für vergleichbare Bänder (Gewicht, Herstellungsaufwand) neu heute eher bei etwa 3700 sehn, was 90% über dem gezahlten Preis liegt, also war der kauf doch günstig

Autor:  Kai [ 25.04.2012, 09:13 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Fragen an Goldschmiede

Hallo,

ich bedanke mich vielmals für eure hilfreichen Beiträge und verbleibe

mit freundlichen Grüßen
Kai

Autor:  Ulrich Wehpke [ 25.04.2012, 11:50 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Fragen an Goldschmiede

Lieber Tilo,

Du vergiss hierbei, dass Du das gleiche Band mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit nicht bekommen wirst. Und schon bist Du in der misslichen Lage, die Modelle anfertigen zu müssen, nach denen das Band produziert werden kann. So, und nun rechne mal :)

Autor:  Tilo [ 25.04.2012, 12:10 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Fragen an Goldschmiede

ich glaube nicht, daß ein "wiederbeschaffungswert" normalerweise vomn den Kosten eines 1:1 nachbaus ausgeht, sondern von vergleichbarer Neuware im Einzelhandel
und deshalb habe ich von vergleichbaren Stücken geschrieben, nicht vom Preis eines einzeln nachgebauten

ist ne Definitionsfrage, was ein (z.B. von Versicherungen) anerkannter Wiederbeschaffungspreis beeinhalten darf: ähnliche Neuware oder exkter Nachbau
Heinrich?

Autor:  Heinrich Butschal [ 25.04.2012, 12:24 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Fragen an Goldschmiede

Tilo hat geschrieben:
ich glaube nicht, daß ein "wiederbeschaffungswert" normalerweise vomn den Kosten eines 1:1 nachbaus ausgeht, sondern von vergleichbarer Neuware im Einzelhandel
und deshalb habe ich von vergleichbaren Stücken geschrieben, nicht vom Preis eines einzeln nachgebauten

ist ne Definitionsfrage, was ein (z.B. von Versicherungen) anerkannter Wiederbeschaffungspreis beeinhalten darf: ähnliche Neuware oder exkter Nachbau
Heinrich?


In der Regel ähnliche Neuware. Auch Gerichte gehen in der Regel von vergleichbarer Ware aus.

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